Christian, 49

Anfang 2017 bin ich ziemlich brutal und überraschend aus der Firma gedrängt worden, deren Teilhaber ich war. Das hat mich echt enttäuscht und irritiert, so richtig Angst hatte ich aber nicht, weil ich eine solche Situation schon mal erlebt habe, vor etwa zehn Jahren.

Damals war ich bei einer großen Bank angestellt und ich bin dort gegen meinem Willen rauskatapultiert worden. Mit zwei kleinen Kindern, eins davon wurde noch gestillt, das war ein Schock. Wie soll es jetzt weitergehen, habe ich mich gefragt. Das war schon krass. Ich habe das als totale Niederlage erlebt, die mich sehr erschüttert hat. Nach und nach habe ich aber gemerkt, dass die Situation ihr Gutes hatte, denn ich war schon lange nicht mehr glücklich gewesen in der Firma.

Zum einen ist mir deutlich geworden, dass es diese angebliche Sicherheit nicht gibt, auch in großen Firmen nicht, zum anderen habe ich gemerkt, dass es gut ist, etwas Passendes für sich zu finden. Somit hat der Rausschmiss mir damals ermöglicht, einen neuen Weg einzuschlagen und eine eigene Firma zu gründen. Diese Erfahrung hat mich für die Zukunft gestärkt. Vielleicht bin ich auch deswegen heute so gelassen.

Ich vertraue darauf, dass ich auch jetzt wieder etwas finde. Auch wenn der Bruch wieder von anderer Seite kam, versuche ich das Positive in der Situation zu sehen.

Was ich lernen musste, dass ich solche Situationen nicht als persönliches Versagen begreife, sondern als eine falsche Konstellation, damals habe ich in dem großen Konzern nicht funktioniert, diesmal war es eine Intrige, die mir die Beine weggetreten hat, das war sehr unschön. Aber vielleicht habe ich auch die Signale nicht frühzeitig erkannt, war zu passiv und habe die Entwicklung nicht verhindert. Jetzt bin ich fast erleichtert. Es wird Zeit, dass etwas Neues kommt.

Natürlich kann ich auch finanziell beruhigter sein, weil meine Frau auch arbeitet. Zwei ökonomische Standbeine geben Sicherheit.

Gottvertrauen spielt aber auch eine Rolle. Durch die Kinder bin ich auch der Kirche wieder näher gekommen. Heute finde ich dort mehr Antworten als früher. Ich stehe irgendwie fester im Leben und im Glauben, das hat sich so ergeben, vielleicht auch durch meine Erfahrungen.

Natürlich spielt auch Glück eine Rolle, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, aber das kann man selbst ja nicht beeinflussen, man kann nur die Weichen stellen.

Mut machen möchte ich aber allen, die ihren Job verlieren, sich dadurch nicht unterkriegen zu lassen. Man sollte vielmehr schauen, wo man besser hinpasst, und das Ganze als Chance begreifen. Ich vertraue darauf, dass es für jeden und jede den richtigen Platz gibt.