Franziska, 46

Als Kind fand ich Hunde toll und hätte auch gern – wie viele andere Kinder auch – einen Hund gehabt. Doch mit zwölf Jahren hat mich der Nachbarshund ziemlich heftig gebissen. Seitdem habe ich Angst vor Hunden, die auch durch einige positive Erfahrungen nicht weggegangen ist. Ich glaube, der größte Schreck war, dass das Ganze völlig unerwartet und plötzlich geschehen ist, und ich den Hund sogar kannte. Die Unberechenbarkeit sitzt seitdem in meinen Gedanken fest: Egal, wie lieb ein Hund erscheinen mag, man weiß nie, was in ihm vorgeht.

Vor dem Vorfall habe ich sogar mit dem Nachbarshund öfter gespielt, es war ein Golden Retriever, Hunde, die allgemein als kinder- und familienfreundlich gelten. Und eines Tages, ich kam von der Schule heim, da rennt er aus dem Nachbarhaus heraus und beißt mich in das Bein. Ich musste ins Krankenhaus, bin genäht und geimpft worden und noch heute erinnert mich die Narbe an dieses traumatische Ereignis. Es war ein Schock.

In der ersten Zeit bin ich dann nicht mehr an dem Haus vorbei gegangen. Etwas später wurde der Hund wegen Bissigkeit jedoch eingeschläfert und die Leute sind irgendwann weggezogen. Aber auch heute noch wechsle ich die Straßenseite wenn ich alleine unterwegs bin und mir ein Hund entgegen kommt. Wenn ich nicht alleine bin, ist es besser, dann fühle ich mich etwas sicherer.

Beim Laufen zum Beispiel, da rutscht mir jedes Mal das Herz in die Hose, wenn ich einem Hund begegne, der nicht angeleint ist. Dann sitzt mir der Schreck im Nacken und das Wissen darüber, dass man die Angst nicht zeigen soll, macht das Ganze noch schlimmer. Ich weiß ja, dass Hunde die Angst spüren, das ist eine regelrechte Zwickmühle, aus der ich nicht rauskomme und das steigert meine Angst.

Und die Sprüche der Hundebesitzer „Der ist total lieb, der tut nichts“, das nutzt mir nichts. Das haben schließlich meine Nachbarn früher auch immer gesagt und doch ist der Hund ganz plötzlich auf mich losgegangen.

Ich und mein Mann, der ein großer Hundeliebhaber ist, haben aber eine gute Taktik entwickelt, wenn wir wandern gehen. Dann lenkt er den Hund ab, geht auf ihn zu und ich kann dann unbemerkt weitergehen, das klappt fast immer.

Einmal jedoch – und das war im Nachhinein ein wirklich gutes Erlebnis – hat sich uns ein Hund bei einer längeren Wanderung angeschlossen. Er hat uns fast zwei Stunden begleitet. Anfangs war das für mich zwar schrecklich und ich war sehr angespannt, aber im Laufe der Zeit konnte ich mich immer weiter entspannen. Der Hund ist dann zwischen uns gelaufen, dann wieder vor und zurück und war sehr friedlich und anhänglich. Das war ein schönes Erlebnis.

Ich würde gern die Angst vor Hunden verlieren, denn mein Mann möchte, wenn er mal in Rente geht, gern einen Hund. Ich kann mir sogar vorstellen, dass wir uns dann einen Welpen anschaffen und ich so meine Angst überwinden kann. Wenn man das Tier von klein auf hat und Vertrauen entwickelt, wird das bestimmt gelingen. Das hat auch bei einer Nachbarin geklappt, die vorher Angst vor Hunden hatte. Mein Glaube sagt mir: Auch Hunde sind Geschöpfe Gottes, die von Natur aus nicht bösartig sind.

Und auch wenn die Angst heute noch nicht überwunden ist, machen mir die positiven Erfahrungen Mut, dass ich eines Tages auch ohne Herzklopfen einem fremden Hund begegnen kann.