Worte gegen die Angst

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von Pfarrerin Annelie Hesse

Ein Text gegen alles, was Angst macht. Das ist wichtig, denn Angst ist ein ständiger Begleiter im Leben von uns Menschen. Menschen müssen Angst haben dürfen. Vor sich und der Welt und all dem, was sie an Schlimmen bietet. Angst weist auf Gefahren hin und ist so ein wichtiger Schutzmechanismus.

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Gegen Angst hilft oft nicht viel – vielleicht die äußere Beseitigung der Umstände, die Angst entstehen lassen. Das aber kann dauern oder geht auch gar nicht immer. Solange hilft wenig bis nichts – außer Worte. Die können helfen. Dazu eine Hand auf meiner Hand, die mich spüren lässt, was die Worte versprechen: „Du bist nicht allein“ und die mich beruhigt und tröstet.

Besonders Angst macht uns das sinnlos Böse. Das Böse wurde früher in Dämonen oder Hexen wiedergefunden. Das war auf gewisse Weise leichter, man hatte eine Erklärung und konnte mit Hinrichtungen oder Austreibungen etwas dagegen tun. Früher war manches leichter. Man dichtete den Hexen an, sie träfen sich vor dem Gedenktag der hl. Walburga (1. Mai), einer Äbtissin aus England um 770, gerne auf dem Brocken im Harz oder anderen erhöhten Standorten zum nächtlichen Stelldichein. Danach dann nahm das Böse seinen Lauf. Schuldig daran war nicht ein Mensch, sondern eben eine Hexe oder ein „verhexter Mensch“. Das Böse, meinte man, kann nicht von glaubenden Menschen kommen, sondern von Menschen, die der Teufel in Besitz genommen habe.

Wir wissen heute, dass das Böse nicht aus dunklen Mächten kommt. Damit etwas Böses geschieht, braucht es nur einen Menschen, der Böses tut. Gerne möchte man heute immer noch so denken wie früher und sucht wohl auch neue Verursacher, Feindbilder, die angeblich schuld sind an allem Bösen. Aber das hält der genaueren Betrachtung nicht stand. Nicht „etwas“ macht einen Menschen böse, sondern sein eigener Wille, ob ihm das deutlich ist oder nicht. Unser Tun kann böse sein oder werden; bei jedem von uns. Es mag uns vorkommen, als wären wir in diesen Momenten nicht ganz bei uns, wenn eine blinde Wut oder Hass die Leitung über unser Verhalten übernimmt, aber das ändert nichts daran: Wir sind selbst verantwortlich für das, was wir tun. Und das kann auch ganz schön Angst machen.

Was hilft gegen die Angst? Manchmal die Veränderung der Umstände, wie gesagt, wo es möglich ist, weggehen von dem Ort, dem Menschen, der einem Angst macht. Und wenn das gerade nicht geht, helfen Worte, Worte des Trostes, Worte der Verheißung, Worte, die eine sehnsuchtsvolle, schöne Zukunft malen und schaffen und mit mitnehmen wollen in diese neue Welt in der Gott mir alles Gute zukommen lassen will, das ich mir nur ausdenken kann. „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft“ ist so ein Satz, der beruhigen und trösten kann. Worte sind Taten, schreibt der Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951). Gute Worte sind gute Taten. Helfen wir mit guten Worten gegen die Angst, die uns und unsere Mitmenschen läh