Ingrid, 74

Angst zu haben, kenne ich. Angst davor, das alles nicht zu schaffen, nach der Trennung von meinem Mann ging es mir so. Mit drei Kindern alleinerziehend, wie sollte das gehen, das habe ich mich gefragt. Zwölf Jahre war ich Ehefrau, Hausfrau, Mutter und dann sollte ich auf einmal wieder in den Beruf einsteigen. Das war schwer.

Existenzängste plagten mich, es war kaum Geld da und zwei Kinder in der Pubertät, der Jüngste sechs und gerade in die Schule gekommen. Ich hab gegrübelt, nachts wach gelegen, war verzweifelt, aber wegen der Kinder musste ich durchhalten und weitermachen.

Damals hat mich ein guter Freund jeden Tag angerufen, mich aufgepäppelt und mir Mut zugesprochen. Es ist wichtig, jemanden zum Reden zu haben und nicht mit seinen Ängsten allein zu bleiben.

Und ich hatte großes Glück, ich konnte in meiner alten Firma wieder einsteigen, allerdings musste ich vieles neu lernen, gerade im kaufmännischen Bereich hatte sich alles weiter entwickelt. Der Umgang mit dem Computer war mir fremd, da hatte ich anfangs auch Angst, das alles nicht zu schaffen. Aber es ging nach und nach immer besser.

Was mir damals gar nicht so bewusst war, dass Gott mich viel getragen hat. Auch wenn ich manchmal dachte, dass kannst du gar nicht alles schaffen, da habe ich mit Gott gesprochen und gebetet, dass er mir die Kraft schenkt, die ich alleine nicht habe. Und auch meine Kirchengemeinde hat mich aufgefangen und unterstützt, da habe ich viel Gutes erfahren.

Mein zweiter Mann, der gläubig ist, hat mich sehr ermutigt, dass Vertrauen in Gott zu stärken. Er hat mir auch das Gefühl vermittelt, geliebt zu werden. Liebe ist die beste Medizin gegen Angst, wer sich geliebt fühlt, der fühlt sich gehalten und beschützt.

Mein Rezept gegen die Angst sind Menschen, die einem zuhören, einen unterstützen und das Vertrauen auf Gott. Heute kann ich mehr in Gottes Hände legen und bin zufriedener.

Ich bin dankbar für die kleinen Dinge und versuche das Positive zu sehen. Auch wenn manches altersbedingt nicht mehr so gut klappt, bin ich gelassener geworden. Heute sehe ich, dass das Leben es gut mit mir gemeint hat.