Von Annegret Puttkammer, Pfarrerin und Pröpstin für Nord-Nassau
Angst kannte ich nicht. Ich ging ohne Scheu auf Menschen zu – auch auf die, um die andere einen Bogen machten. Ich sagte meine Meinung, auch wenn sie den Mächtigen nicht passte. Ich war voller Gottvertrauen!
Aber an Gründonnerstag, da ahnte ich: Bald werde ich verhaftet, gefoltert und getötet. Ich fühlte plötzlich schleichende Ungewissheit. Ich flehte zu Gott „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen!“ An diesem Abend war noch ein Funken Mut in mir, und so konnte ich weiterbeten „…nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Ich stand das Verhör im Hohen Rat und bei Pontius Pilatus durch. Doch auf dem Weg zur Kreuzigung brach ich zusammen. Ich konnte nicht mehr. Am Kreuz verließ mich dann all mein Glaube. Ich fühlte mich so allein gelassen und schrie: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“ In mir war alles dunkel. So starb ich.
Doch dann kam Ostern. Ich lebte und spürte selbst: Gott ist tatsächlich stärker als Angst und Tod. Seitdem sage ich: „Fürchtet euch nicht!“